Seit meinem sechtsten Lebensjahr bin ich in Heidelberg in Sueddeutschland aufgewachsen. Akkordeonmusik verband ich immer mit deutscher Volksmusik, schwerfaelligen Melodien und Marschrythmen. Das Akkordeon war fuer mich immer ein Symbol, ein Synonym buergerlichen Konservatismus.
Whaerend meines Studiums in Hamburg lernte ich das Akkordeon langsam von einer anderen Seite kennen: Als Schifferklavier, das an den Landungsbruecken Touristen das Kleingeld aus den Taschen zieht.
Im Herbst 2008 fragte mich Rey Sagbini, ob ich mit ihm nach Sueddeutschland fahren koenne um das Hohner Akkordeonorchster zu filmen. Er war fasziniert von der Idee, 35 Akkordoens zusammen spielen zu hoeren. Ich war eher skeptisch.
Als ich das Hohner Akkordeon Orchester dann spielen hoerte, traute ich meinen Ohren nicht. Es war ein Klang kontraer meinen Vorurteilen, eher einem vollwertigen Orchster aehnelnd. Das musikalische Programm war ebenfalls weit entfernt von der schwerfaellig marschierenden Volksmusik sueddeutschlands: Klassische Musik, Popmusik und Musical Highlights wechselten sich ab.
Zeitgleich diskutierte ich mit Sagbini ueber den Gebrauch des Akkordeons in Kolumbien. Wir eroerterten die unterschiedlichen Spielweisen und die Bedeutung dieses Instrumentes fuer die Menschen in Deutschland und in Kolumbien. Ich wollte mehr wissen ueber dieses eigenartige Instrument, wie es die Menschen beruehren kann, wie es Bruecken zwischen Kulturen schlagen kann.
Durch unsere Recherche zu dem Thema fanden wir nicht nur die faszinierende Geschichte der Ankunft des Akkordeons in Kolumbien, sondern auch die sehr menschliche Geschichte eines Virtuosen, dessen Faehigkeiten nicht anerkannt werden, da er aus armen Verhaeltnissen stammt. Seine Geschichte, sein Schicksal zu trotzen und seiner Leidenschaft zu folgen ist ein universell inspirierende Geschichte.
Das Akkordeon, das auf abenteuerlichem Wege von Deutschland nach Kolumbien kam, wird nun, hundert Jahre spaeter, zu seinem Ursprung zurueckkehren. Und die neu entstandene Musik, der Vallenato, kommt mit auf die Reise. Dieses historische Ereignis in einem Dokumentarfilm festzuhalten ist ein einzigartiges und faszinierendes Unterfangen. Durch diesen Film koennen wir eine Bruecke schlagen zwischen zwei Kulturen die unterschiedlicher nicht sein koennten.
Freitag, 5. März 2010
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